50 Jahre Vereinsgeschichte des SV 45 Reinheim e.V.

1945

Es war das Jahr 1945, als die Schrecken des 2. Weltkrieges vorüber waren und alles im Aufbruch zu neuem Schaffen und Wirken war. Unser am Boden liegendes Heimatland sollte wieder in wirtschaftlicher, kultureller und sportlicher Hinsicht erblühen. In diesem Jahr, am 24.09.1945 erhielt Fritz Eiser, rühriger Reinheimer Fußballpionier, von der Militärregierung die Befugnis, den Fußball im Gebiet des Odenwaldes im demokratischen Sinne wiederaufzubauen.

Bereits vor der Gründung der Sportvereinigung 1945 Reinheim hatte Fritz Eiser im Juli/August 1945 den 1. FC Reinheim im Vereinslokal „Zum Ochsen“ ins Leben gerufen. Am 12.10.1945 trafen sich im „Darmstädter Hof“ in Reinheim 54 Sportbegeisterte, um einen Nachfolgeverein für den aufgelösten Arbeitersportverein (1. FC Reinheim) zu gründen. Adam Krämer eröffnete und leitete die erste Versammlung. Unter reger Teilnahme an der längeren Diskussion wurde die „Sportvereinigung 1945 Reinheim“ aus der Taufe gehoben.

Die Vorstandswahl erbrachte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Adolf Heeren, 2. Vorsitzender Adam Krämer, Schriftführer Ernst Kammer, Kassierer Adolf Stuckert sowie die Spartenleiter für Fußball Fritz Eiser, für Handball Adam Weber und Walter Daub. Im Laufe der Jahre kam es zur Gründung verschiedener Sparten, z.B. Schach, Schwimmen, Tischtennis, Gesang und Turnen, die alle durch ihre Spartenleiter im Vorstand vertreten waren. Von diesen Sparten haben sich mit der Zeit jedoch einige selbständig gemacht.Heute im 50. Jubiläumsjahr gibt es außer der bedeutenden Fußballabteilung noch die Tennis- und Gymnastikabteilung.

Der aktive Fußball wurde u.a. erst ermöglicht durch Fußballbegeisterte, die nach dem Krieg in Reinheim hängengeblieben sind, wie Leopold Schumann, Kurt Wölke, Rudi Moll. Das erste offizielle Spiel wurde am 12. August 1945 gegen den SV Darmstadt 98 am Böllenfalltor ausgetragen und endete 2:1 für Darmstadt. Die Anreise erfolgte komplett mit dem Fahrrad an einem strahlenden Sommertag. Torschütze für Reinheim war Ernst Kammer, der gerade wenige Tag zuvor aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war. Die ersten Fußballspiele fanden auf dem Spielfeld des heutigen TV 88 Reinheim statt. Der erste Trainer war der Dipl. Sportlehrer Emil Weckerhoff (Sportamtsleiter bei der Stadt Darmstadt). Die Entlohnung des Trainers erfolgte durch Naturalien wie Kartoffeln, Fleisch, etc.

 

1946

fuhr die Mannschaft mit den Fahrrädern zu einem A-Klasse Punktspiel zum FSV Mosbach und verlor 0:5. Es gab keine Umkleidekabinen, dafür einen Bottich mit Wasser und nach Hause ging es dann wieder mit dem Fahrrad. So war es üblich und verlief auch so in den folgenden Jahren bis etwa 1957. Der SV 45 hatte in den folgenden Jahren viele Erfolge zu verzeichnen. So blieb auf eigenem Platz die 1. Mannschaft für 2 Jahre 1948/1949 ungeschlagen und spielte in der A-Klasse Dieburg.

Die Mitglieder der 1. Mannschaft 1945 (hinten v.l.n.r) Betreuer: Philipp Eisenhauer, Spieler: Ernst Kammer, Willi Fornoff, Rudi Moll, Bernhard Eckert, Georg Lang, Wilhelm Schüßler, Fritz Füllhardt, Franz Österreicher, Abt. Leiter.: Fritz Eiser. (vorne v.l.n.r.) Heinrich Greim, Georg Meyer, Helmut Fussmann (nicht im Bild) Trainer: Weckerhof, Emil

 

1948

Auch auf internationaler Ebene wurde der Verein bekannt. Bereits 1948 knüpfte der SV 45 internationale Kontakte. Bei einem Jugendturnier in Andernach/Rhein fiel eine deutsche Mannschaft aus und der SV 45 Reinheim sprang kurzfristig ein. Nach dem Spiel gegen die Waubachschen Boys aus Holland entwickelte sich eine langjährige Freundschaft. Der erste Besuch in Holland fand im Jahr 1949 statt und der Gegenbesuch der Waubachschen Boys ein Jahr später. Heute bestehen gute Beziehungen zu Ede/Holland und zu Reinheims Partnerstadt Cestas in Frankreich. So hat gerade der SV 45 als einer der ersten Ortsvereine mit dazu beigetragen, dass es zu einer Verschwisterung zwischen Reinheim und Cestas kam.

 

1948/50

waren ca. 3000 Zuschauer keine Seltenheit. Es kam schon mal vor, dass die Plätze nicht bespielbar waren, so wurde nach Absprache mit dem Schiedsrichter, den Spielführern der Mannschaften Groß-Umstadt‘s und des SV 45 Reinheim ein Spiel angepfiffen, um die Zuschauer nicht zu enttäuschen, musste dann aber doch abgebrochen werden. Es kam auch vor, dass die Mannschaft um einen elektrischen Mast herumspielen musste, z.B. in Georgenhausen, da auf dem Fußballplatz die Dreschmaschine untergebracht Wurde. Vor einem Spiel gegen Ueberau tranken die Reinheimer Spieler Rotwein mit Ei und Traubenzucker, um besonders leistungsfähig zu sein. Das Gegenteil wurde erreicht, alle Spieler waren schlapp. Über die umfangreiche Jugendarbeit wollen wir in einem gesonderten Teil dieser Festzeitschrift berichten.

 

1950

war das Jahr der 650 Jahrfeier der Stadt Reinheim. Anlässlich der Feier trug der SV 45 ein Freundschaftsspiel gegen den Vize-Hessenpokalsieger Hassia Dieburg aus. Bei diesem Spiel konnte sich der Verein wieder über 2.500 Zuschauer freuen. Der Enthusiasmus und der Einsatz der Spieler und Vereinsmitglieder während der ersten Jahre des Bestehens des SV 45 war enorm. So wurde Fritz Eiser durch den ehemaligen Jugendsportwart des SV Darmstadt 98, Franz Österreicher, tatkräftig bei den Klassen- und Spieleinteilungen unterstützt.

Mitglieder der Mannschaft im Jahre 1950 (v.l.n.r.) Füllhardt, Fritz; Schumann, Leopold (genannt Poldi); Schüssler, Willi; Wölke, Kurt; Lang, Georg; Kammer, Ernst; Pfeiffer, Karl; Krense, Fritz; Daum, Georg; Fornoff, Willi; Moll, Rudi

Er war der Initiator in puncto Fußball. Franz Österreicher, der während des Krieges ausgebombt wurde und den es 1945 nach Überau verschlug, fiel einem tragischen Arbeitsunfall zum Opfer. Ein immer aktives Vereinsmitglied war auch Emst Kammer. So stellte er jahrelang mit großer Begeisterung seine Freizeit dem SV 45 zur Verfügung und wurde bereits im Januar 1954 für sein 400. Spiel für den SV 45 geehrt. Hier nur einige seiner Aufgaben: Aktiver Spieler, Schriftführer, Spielführer im Vorstand, Trainer; 15 Jahre War er als Schiedsrichter im Einsatz.

 

1957

wurde der Fußballplatz an der Lengfelder Straße eingeweiht. Hier befanden sich zuvor Gartenanlagen und ein Reiterpfad. Der Platz wurde mit der Hacke glattgestrichen und vor jedem Spiel wurde der Platz von den Fußballspielern eingeebnet und geglättet, damit er bespielbar wurde. Die Linien wurden mit Sägespänen von den Schülermannschaften abgestreut.

 

1958

ein weiterer Fortschritt - die Mauem der ab gerobbten Klo-Anlage der Volksschule wurden für das Vereinsheim mitverwendet, ein Brunnen wurde gebohrt und später eine Wasserleitung gelegt. Nach jahrelangem Spiel in der A-Klasse hatte der SV 45 Misserfolge zu verzeichnen und stieg in der Runde 57/58 in die B-Klasse ab.

 

1953-62

Jakob Hörr, ein treues Mitglied, War in diesen Jahren der Sportkreisvorsitzender des Kreises Dieburg. Fritz Fischer, einer der Gründungsmitglieder, war Pressewart bis in die 70iger Jahre.

 

1963

ln der Spielrunde 62/63 wurde die erste Mannschaft durch ehemalige Vertragsspieler des SV Darmstadt 98, Gerd Fischer sen. und Rolf Ruppert, verstärkt, wurde Meister der B-Klasse und stieg somit in die A-Klasse auf.